In diesem Artikel
PFAS-Verbot: Auswirkungen bewerten - Alternativen prüfen
Letzte Aktualisierung im September 2024
Die öffentliche Konsultationsrunde, die im September 2023 endete, erhielt eine starke Resonanz von Endverbrauchern und Herstellern. Mehr als 5.600 sozioökonomische Folgenabschätzungen wurden an die ECHA übermittelt. Die Auswertung all dieser Studien wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Der Ausschuss für Risikobewertung (RAC) und der Ausschuss für sozioökonomische Bewertung (SEAC) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) werden die Bewertungen in diesem Jahr und 2025 fortsetzen. Das bedeutet, dass im Jahr 2024 keine endgültige Entscheidung über die gesamte PFAS-Gruppe getroffen wird. Informationen darüber, welche Industrien diskutiert wurden und welche als nächstes an der Reihe sind, finden Sie im aktuellen ECHA-News-Update.
Das neueste Update betrifft insbesondere die Emissionsbewertung von PFAS-Polymeren durch den RAC, von denen viele Teile zum Portfolio von ERIKS gehören. Laut dem Update "stimmt der RAC zu, die Berechnung der PFAS-Emissionen in verschiedenen Sektoren zu überarbeiten, wobei der Schwerpunkt auf der Abfallphase liegt, beispielsweise auf Emissionen aus Abfallentsorgung und -verbrennung. Der überarbeitete Ansatz betont die Notwendigkeit, zwischen PFAS-Partikelemissionen (fest) und solchen, die aus Materialien auslaugen, zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist wichtig, da sich die Bedenken hinsichtlich Fluorpolymer-Partikeln von denen in Bezug auf nicht-polymere PFAS unterscheiden."
Der Vorschlag für ein EU-weites Verbot von PFAS (per- und polyfluorierte Chemikalien), den die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) am 7. Februar 2023 vorgelegt hat, hat für zahlreiche Diskussionen gesorgt. Wir möchten Ihnen einige Hintergrundinformationen zu diesem Vorschlag geben. So haben uns einige Kunden Fragen gestellt wie „Können wir uns diesem Verbotsvorschlag widersetzen?“, „Gibt es PFAS-freie Alternativen?“ oder „Was geschieht, wenn der Verbotsvorschlag umgesetzt wird?“
Wir bei ERIKS verstehen, dass das Thema PFAS viele Fragen und Bedenken aufwirft. Aus diesem Grund haben wir haben deshalb eine Reihe von häufig gestellten Fragen zusammengestellt, um das Thema zu erkunden und Ihnen einige Antworten zu geben.
Haben Sie weitere Fragen oder Hinweise zu dem geplanten Verbot? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir helfen Ihnen gerne, mit diesen Veränderungen richtig umzugehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welchen Umfang hat das geplante Verbot von PFAS?
Der Verbotsvorschlag enthält eine Liste von rund 10.000 künstlich erzeugten per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, abgekürzt PFAS. Das vorgeschlagene Verbot ist eine gemeinsame Initiative Deutschlands, der Niederlande, Dänemarks, Norwegens und Schwedens und die bedeutendste Einschränkung für Chemikalien in der Geschichte der EU. Der Vorschlag wird auf Grund seines breiten Anwendungsbereichs als „universelle Beschränkung“ bezeichnet. Er zielt darauf ab, die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PFAS als solchen zu verbieten, aber auch von PFAS, die als Bestandteile in anderen Stoffen, Gemischen und Produkten enthalten sind.
Welche Produkte und Materialien enthalten PFAS?
PFAS werden auf Grund ihrer hervorragenden chemischen, thermischen und reibungsarmen Eigenschaften weltweit in einer Vielzahl von Produkten und Materialien verwendet. Sie sind in vielen Konsumgütern, wie unter anderem in Textilien, Feuerlöschern, Kochgeräten, Zahnpasta sowie in industriellen oder nicht verbrauchernahen Anwendungen, zu finden.
Bei ERIKS kommen PFAS in Produkten vor, die aus Materialien wie PTFE, FKM, FFKM, FEP und PFA bestehen. Diese finden sich u.a. in bestimmten Dichtungen, Schläuchen, Ventilen, Flachdichtungen, Kunststoffteilen, Antriebssystemen wieder. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir aber noch keine Aussagen über die Zukunft dieser Produkte und Materialien treffen.
Es ist wichtig zu wissen, dass alle Produkte, die ERIKS in der Europäischen Union anbietet, schon heute den PFAS-Vorschriften der REACH- und POP-Verordnung entsprechen.
Sind PFAS-freie Alternativen bereits verfügbar?
Derzeit sind keine PFAS-freien Alternativen verfügbar, die 1:1 die gleichen Eigenschaften wie PFAS-haltige Produkte haben.
PFAS-freie Materialien gibt es natürlich, aber
- sie haben andere Eigenschaften und funktionieren daher möglicherweise nicht oder haben eine kürzere Lebensdauer
- für bestimmte Produkte (z. B. Ventilsitze, Schläuche) sind sie nicht (leicht) erhältlich
Es ist zu erwarten, dass der Markt für PFAS-freie Materialien mit ausgezeichneten Eigenschaften wachsen wird, allerdings ist das ein Prozess der sich über Jahre ziehen kann. Bei ERIKS forschen wir ebenfalls aktiv nach PFAS-freien Lösungen mit ausgezeichneten Eigenschaften.
Wie ist der Stand des Vorschlags im März 2023?
Der Vorschlag war von März bis September 2023 für eine öffentliche Konsultation geöffnet. Während dieses Zeitraums konnten alle Betroffenen (Hersteller und Endnutzer) eine Stellungnahme abgeben (zum Beispiel Bedenken, Ablehnung usw.). Nach Ablauf des sechsmonatigen Konsultationszeitraums wird die ECHA nun einen definitiven Vorschlag vorlegen, über den die EU-Kommission entscheiden wird.
ERIKS ist Mitglied in verschiedenen internationalen Industrieverbänden. So sind wir Mitglied der European Sealing Association (ESA), was Dichtungen und Dichtungsringe angeht. Um Stellungnahmen der Endverbraucher, Hersteller usw. von Dichtungen und Dichtungsringen zu den möglichen Folgen eines PFAS-Verbots zu sammeln, hat die ESA bei der Beratungsagentur Ricardo Energy & Environment eine sozioökonomische Bewertung in Auftrag gegeben. ERIKS hat sich an diesem Prozess beteiligt.
Der Zeitraum der öffentlichen Konsultation ist nun beendet.
Wie geht es dann weiter, und wann wird das Verbot in Kraft treten?
Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Nachdem die öffentliche Konsultation im September abgeschlossen wurde, legt die ECHA der EU-Kommission nun einen endgültigen Vorschlag vor. Wenn die EU-Kommission beschließt, dass ein Verbot erforderlich ist, und dem Vorschlag in der vorgelegten Form zustimmt, wird dieser genehmigt und das Verbot tritt in Kraft. Derzeit lässt sich nicht sagen, welche PFAS für welche Produkte oder Branchen kurzfristig und welche langfristig verboten werden oder welche Ausnahmen es geben wird. Der Vorschlag gibt zwar Hinweise darauf, aber es steht noch nicht fest, ob der Vorschlag in seiner jetzigen Fassung angenommen wird.
Aktuelle Informationen über den Zeitplan der ECHA und die nächsten Schritte finden Sie auf der Website der ECHA.
Was unternimmt ERIKS, um sich auf ein mögliches Verbot vorzubereiten?
ERIKS beteiligt sich aktiv an der laufenden Debatte über PFAS und nutzt die aktuelle Konsultationsphase, um unsere Bedenken geltend zu machen und Stellungnahmen abzugeben.
Für einige Produkte und Anwendungen haben wir auch begonnen, Alternativen zu entwickeln. Dieser Prozess erfordert die Einbeziehung der gesamten Lieferkette, angefangen von den Chemieproduzenten, die die neuen Rohstoffe herstellen, bis hin zu den Verarbeitern, Entwicklern und Endverbrauchern, damit neue Optionen validiert und freigegeben werden können.
3M hat angekündigt, die Produktion von PFAS-haltigen Chemikalien im Jahr 2025 einzustellen. Werde ich meine Produkte weiterhin kaufen können?
3M hat angekündigt, die Herstellung und Verwendung aller PFAS in ihrem Sortiment bis Ende 2025 einzustellen. ERIKS untersucht die möglichen Auswirkungen und arbeitet an Alternativen. Wir arbeiten dazu mit unseren Lieferanten und Herstellern zusammen, um festzustellen, welche Produkte betroffen sind, und um Alternativen zu finden.
Obwohl die Zukunft von PFAS und möglichen Alternativen noch ungewiss ist, arbeitet ERIKS bereits proaktiv daran, potentielle Herausforderungen anzugehen und Lösungen für unsere Kunden zu finden. Gemeinsam mit unseren Herstellern müssen wir dies als Chance für Innovationen und für die Entwicklung neuer, nachhaltigerer Produkte und Materialien nutzen.
Seit wann gibt es den Vorschlag für ein PFAS-Verbot?
Prozessschritte seit 2019:
- 2019 hat die EU-Kommission einen PFAS-Aktionsplan entworfen, der die Grundlage für den aktuellen Verbotsvorschlag darstellt.
- 2020 wurde der PFAS-Aktionsplan Teil der europäischen Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit des European Green Deal. Einige PFAS-Chemikalien sind seitdem nach der POP-Verordnung der EU eingeschränkt.
- Am 7. Februar 2023 kündigte die ECHA einen Vorschlag zur Beschränkung von PFAS im Rahmen der REACH-Verordnung der EU an.
- Im März 2023 hat die ECHA eine öffentliche Konsultation zu diesem Vorschlag eröffnet, die bis September 2023 läuft und Betroffenen wie Ihnen die Möglichkeit gibt, Stellungnahmen dazu abzugeben.
- Informieren Sie sich über die nächsten Schritte auf der ECHA-Website
Verantwortungsvoller Umgang mit Chemikalien
Im Rahmen unseres Engagements für Nachhaltigkeit legt ERIKS großen Wert auf den verantwortungsvollen Umgang mit Chemikalien wie PFAS. Neben einer möglichen EU-Verordnung zum Verbot von PFAS ist das Thema auch in anderen Ländern, darunter den USA, sehr präsent. Wir arbeiten aktiv mit unseren Kunden und Lieferanten zusammen, um alternative Produkte zu finden, die frei von diesen schädlichen Substanzen sind.
Unsere Produktspezialisten werden regelmäßig geschult, um über PFAS und ihre Alternativen auf dem Laufenden zu bleiben. So können wir Kunden beraten, die ihre Verwendung von PFAS-Produkten minimieren möchten. Darüber hinaus bleiben wir wachsam bei der Einhaltung der PFAS-Gesetzgebung und stellen sicher, dass unsere Produkte die von den Aufsichtsbehörden festgelegten Standards erfüllen oder sogar übertreffen. Durch diese gemeinsamen Anstrengungen nehmen wir unsere Verantwortung für die Umwelt wahr und ermöglichen unseren Kunden, fundierte Entscheidungen für eine sicherere und nachhaltigere Zukunft zu treffen. Auf Seite 35 finden Sie weitere Informationen darüber, wie wir PFAS in unserem Produktportfolio ersetzen.
Weitere Informationen erhalten Sie auch bei der ESA, der die Industrie bei Stellungnahmen zum Vorschlag für ein PFAS-Verbot in der ECHA-Konsultationsphase unterstützt.
Verfasser:
Harrie Vangangelt, Qualitäts- und Compliance-Manager, Sealing & Polymer Europe
Stijn De Cnop, Global Product Compliance Manager
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