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Die beste Strategien, um berufsbedingtem Hörverlust vorzubeugen

Schädlicher Lärm ist nicht zu sehen, aber er ist allgegenwärtig und stellt ein Risiko für uns alle dar. Unsere Welt ist so laut geworden, dass „Lärmbelästigung“ eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit geworden ist. Trotz Branchenvorschriften ist lärmbedingter Hörverlust (noise-induced hearing loss - NIHL) die am häufigsten gemeldete Berufserkrankung in der EU1: 16 Millionen Arbeitskräfte leiden dort unter arbeitsbedingten Hörschäden.Gehörverlust entwickelt sich meistens erst im Laufe der Zeit und kann leicht unerkannt bleiben, bis es zu spät ist und der dauerhafte Schaden am Ohr bereits eingetreten ist. Lärmbedingter Hörverlust ist jedoch mit den richtigen Vorbeugungsmaßnahmen zu 100 % vermeidbar. Entscheidend ist das Verständnis aller Gefahren und Faktoren, die Auswirkungen auf die Auswahl von Gehörschutz haben. Gemeinsam mit unserem Partner 3M, dem weltweit führenden Anbieter von Gehörschutz, und unserem Experten Paul Skade, Category Manager Industrial MRO and Safety bei ERIKS UK & Ireland präsentieren wir die neuesten Strategien und Technologien, um Hörverluste zu vermeiden und mit einem effektiven Programm zum Erhalt des Gehörs (HCP) beizutragen. 

Aktuelle Innovationen

3M™ EAR™ Flexible Fit Ohrstöpsel

„Der Bereich des Gehörschutzes entwickelt sich weiter, allerdings handelt es sich meistens nur um Variation eines Themas“, sagt Paul Skade. Hier hat 3M angesetzt und den neuen 3M™ EAR™ Flexible Fit Ohrstöpsel eingeführt. Dieses Produkt ist aus zwei Gründen einzigartig, erklärt Paul. „Zum einen besteht es aus Schaumstoff, welcher normalerweise bei Einweg-Gehörschutzstöpseln verwendet wird, die nach einer Schicht weggeworfen werden. Der 3M™ EAR™ Flexible Fit Ohrstöpsel ist jedoch wiederverwendbar - er kann gewaschen und bis zu zwei Wochen getragen werden. Zum anderen ist er der einzige Ohrstöpsel auf dem Markt, der für verschiedene Dämmwerte getestet und zugelassen wurde.“

Der 3M™ EAR™ Flexible Fit Ohrstöpsel entspricht den Anforderungen der Sicherheitsstufen SNR 30 und SNR 35. Die doppelte Bewertung hat folgenden Grund: Gehörschutzstöpsel müssen eigentlich mit beiden Händen eingesetzt werden, um den optimalen Schutz zu gewährleisten. Die meisten Personen setzen sie aber oft nur mit einer Hand ein. „Dadurch wird der volle Gehörschutz nicht erreicht. Der Stöpsel wird nur lose in den Gehörgang geschoben“, erklärt Paul. „Der 3M™ EAR™ Flexible Fit Ohrstöpsel bietet einen SNR von 30, selbst wenn Sie ihn nur mit einer Hand in den Gehörgang einsetzen. Für einen höheren Schutz setzen Sie den Ohrstöpsel einfach mit beiden Händen ein. Damit erreichen Sie den Dämmwert SNR 35.“

Die Sicherheitsstufen 30 oder 35 bedeuten, dass der Umgebungslärm in Dezibel ungefähr um diesen Anteil reduziert wird: Beträgt die Geräuschkulisse am Arbeitsplatz 100 Dezibel - das entspricht etwa der Lautstärke eines Elektrowerkzeugs - wird der Lärm auf etwa 70 bzw. 65 Dezibel gesenkt. Das entspricht der Lautstärke eines Gesprächs.

SNR vs. PAR

Mit dem SNR – Single Number Rating – werden die Sicherheitsstufen für Gehörschutzprodukte ermittelt. Mit diesem einfachen Anhaltspunkt können die verschiedenen Arten von Gehörschutz ganz einfach verglichen werden. Wenn Sie jedoch von der SNR-Bewertung auf der Verpackung des Gehörschutzes ausgehen und diesen als Richtlinie verwenden, bieten Sie möglicherweise nicht jedem Mitarbeitenden den richtigen Schutz. Der Grund: Kein Ohr gleicht dem anderen. Wenn Sie sicher sein möchten, dass alle Mitarbeitenden einen passenden Gehörschutz bekommen, sollten Sie mit einem Passform-Test den jeweiligen persönlichen Dämmwert (Personal Attenuation Rating – PAR) ermitteln. So stellen Sie sicher, dass jeder Mitarbeitende über einen optimalen Gehörschutz verfügt und alle Vorschriften eingehalten werden.

Keine Einheitslösung

„Mir fällt auf, dass Endverbraucher sich für eine zu einfache Art des Gehörschutzes entscheiden“, so Paul. „Sie versuchen häufig einen Ohrstöpsel Typ zu verwenden, der jedem passt. Aber genau da beginnen die Probleme.“

Form, Größe und Anatomie des Gehörgangs sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Eine Einheitslösung für den Gehörschutz gibt es nicht. Neben den herkömmlichen zylindrischen Ohrstöpseln sind konisch zulaufende und andere Formen erhältlich. „Oft stellt man fest, dass sich Mitarbeitende bei Sicherheitsschuhen oder Handschutz für individuelle Varianten entscheiden. Alle tragen jedoch die gleichen Ohrstöpsel. Menschen sind aber alle verschieden. Sie brauchen eine Wahlmöglichkeit“, bemerkt Paul. „Die Application Engineers von ERIKS können bei der besten Auswahl beraten.“ Der Schlüssel zu optimalem Schutz liegt in der bestmöglichen Passform. In Zusammenarbeit mit 3M können individuelle Empfehlungen ausgesprochen werden, die den bestmöglichen Schutz bieten.

Passformtest

Mann sitzt auf einem Hocker und der Passform-Test wird durchgeführt

Der Passformtest wird mit einer elektronischen Software durchgeführt. Damit wird die Wirksamkeit des getragenen Gehörschutzes gemessen. Mit Hilfe des 3M™ E-A-Rfit™ Dual-Ear Validierungssystems wird individuell getestet und aufgezeichnet, wie viel Schutz eine Person – unter Berücksichtigung des persönlichen Dämmwerts (PAR) – tatsächlich erhält. Dies ist für den Arbeitgeber aus unterschiedlichen Gründen sehr nützlich. Es beweist, dass der Schutz für die beabsichtigte Anwendung ausreichend ist.

„Es gibt Unternehmen, die damit erfolgreich Schadenersatzansprüche angefochten haben", sagt Paul. „In einem speziellen Fall verklagte ein Mitarbeiter seinen Arbeitgeber wegen arbeitsbedingten Hörschäden. Es stellte sich allerdings heraus, dass er in seiner Freizeit Schlagzeug spielte. Offensichtlich war dies der Grund für seine Gehörprobleme. Es gibt eine Menge solcher Geschichten." Mit einem Passformtest wird nachgewiesen, dass das für die jeweilige Anwendung richtige Schutzniveau geboten wird. Es ist eine Möglichkeit, die Mitarbeitenden angemessen zu schützen sowie ein Mittel, um das Unternehmen vor unberechtigten Schadenersatzansprüchen zu bewahren.

Testmethode

Laptop mit  Testmethode

Das 3M™ E-A-Rfit™ Dual-Ear Validierungssystem verwendet eine objektive Methode namens Field Microphone In-Real-Ear (F-MIRE). Die Schallpegel im Gehörgang unterhalb des Gehörschutzes und die Schallpegel außerhalb des Gehörschutzes werden mit zwei Mikrofonen gemessen. Das erste Mikrofonelement misst das Gehörgangssignal mit einem Sondenschlauch, der durch den Ohrstöpsel oder das Schutzpolster geführt wird. Das zweite Mikrofonelement misst den externen Schallpegel während der Validierung. Anhand der Differenz zwischen diesen beiden Messungen lässt sich der Dämmwert des Gehörschutzes abschätzen. Diese Ergebnisse können dann gedruckt oder in elektronischer Form gespeichert werden. Lesen Sie mehr über das E-A-Rfit™ Dual-Ear Validation System und fordern Sie einen unverbindlichen Fit-Test an.

Auswahl des Gehörschutzes

Bei der Auswahl des Gehörschutzes muss der Benutzer den Ohrstöpsel bzw. den Gehörschutz finden, der den persönlichen Bedürfnissen (Komfort, Dämpfung und Größe des Gehörgangs) am besten entspricht. Der Benutzer kann eine Vielzahl von 3M-Gehörschutzarten testen und alle Aspekte der 3M™ E-A-Rfit™-Validierungssitzung aufzeichnen. Dazu gehören: die PAR-Werte, Passformtest-Termine und andere Informationen, die im unternehmensinternen Verwaltungsprogramm gespeichert werden können. So stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeitenden über die richtige Passform und das richtige Know-how verfügen.

Schutzstufen

Jeder Mensch ist anders. Ebenso ist jede Umgebung anders. Auch wenn sich Arbeitnehmer in derselben Einrichtung befinden können Sie dort den ganzen Tag über in verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Geräuschpegeln konfrontiert sein. „Den Mitarbeitenden ist nicht immer klar, dass sie sowohl übermäßig als auch unzureichend geschützt sein können. Wenn sie beispielsweise einen SNR-35-Ohrstöpsel in einem 100-Dezibel-Bereich verwenden, wird der Lärm auf ungefähr 65 Dezibel reduziert. Das ist eigentlich ein bisschen zu leise“, so Paul. „Für einen 100-Dezibel-Bereich brauchen Ihre Mitarbeitenden idealerweise einen Schutz, mit dem sie die Menschen um sich herum noch hören. Und was noch wichtiger ist: Sie müssen auch Signale wie den Feueralarm oder den Gabelstapler wahrnehmen.“

Situationsbewusstsein

3M Peltor LiteCom

In vielen Situationen müssen Mitarbeitende jederzeit in der Lage sein, zu kommunizieren oder Warntöne zu hören. Gleichzeitig ist der Gehörschutz bei gefährlichen Lärmpegeln unerlässlich. Ein hochentwickelter, moderner Gehörschutz bietet eine sogenannte „Geräuschkompression“, bei der schädliche Geräusche reduziert und nicht schädliche Geräusche (z.B. Sprechen) verstärkt werden.

Diese Methode wird am häufigsten bei elektronischem Gehörschutz eingesetzt. Unerwünschte Frequenzen werden blockiert, der Lärm wird meist auf einen Pegel von 82 Dezibel reduziert. „Oder Sie entscheiden sich für die Option der Bluetooth-Kommunikation“, fügt Paul hinzu. „Sie ist besonders geeignet für laute Bereiche, in denen Sie mit Ihren Mitarbeitenden oder Kolleg:innen auf coronabedingtem Sicherheitsabstand kommunizieren müssen. Auch die Kommunikation von einer Seite der Produktionsstätte zur anderen ist damit möglich. Sie brauchen den Gehörschutz nicht abzunehmen, um Ihren Kolleg:innen hören zu können.“

„Diese Art des Gehörschutzes war während der Coronakrise und dem damit verbundenen Sicherheitsabstand sehr beliebt. Diese Lösung ist zwar etwas kostspieliger, aber Sie können sicher sein, dass es keine Fehlkommunikation gibt. Es ist wichtig, dass die Anweisungen Ihrer Kollegen klar und deutlich verstanden werden, bevor Sie eine Aufgabe erledigen. Durch Missverständnisse kann es zu Unfällen oder Produktionsproblemen kommen.“

Schulung

„Das Wichtigste bei jedem Gehörschutz: Wer ihn trägt, muss wissen, wie man ihn richtig trägt. Und darin müssen die Mitarbeitenden geschult werden", erläutert Paul. Die Disziplin, den Gehörschutz zu tragen, ist nicht immer einfach zu erreichen. „Das liegt aber auch an der Qualität der Schulung“, sagt Paul. „In den meisten Werkshallen werden Gehörschutzstöpsel getragen. Ich selbst war ebenso nachlässig wie andere. Um einen Kunden beim Besuch seiner Produktionsanlage richtig hören zu können, habe ich einen Ohrstöpsel ganz oder teilweise herausgenommen. Ich kenne sogar Fälle, in denen Leute den Ohrstöpsel absichtlich halbiert und wieder eingesetzt haben, damit es so aussieht, als würden sie ihn richtig tragen.“ Leider fehlt weiterhin oft das Bewusstsein, dass Hörverlust dauerhaft ist. „Wenn Sie nach der Arbeit nach Hause gehen, ist Ihr Gehör nicht plötzlich wieder da. Ganz bestimmt nicht. Es wird im Laufe der Zeit immer schlechter.”

Im Allgemeinen tendiert die Branche dazu, neue Terminologie zu verwenden, um das Bewusstsein zu schärfen. Anstatt von Gehörschutz wird von „Gehörerhalt“ gesprochen. Damit soll der Ernst des Problems verdeutlicht werden. Lärm ist jetzt gemäß der PSA-Verordnung (EU) 2016/425 offiziell als irreversibles Gesundheitsrisiko anerkannt.6 Wie der Atemschutz, fällt es in die höchste Risikokategorie. Das bedeutet, dass die Produkte vor irreversiblen Schäden schützen müssen. „Es geht nicht nur darum, den Lärm zu messen.“, sagt Paul. „Es geht um all die verschiedenen Schritte, die unternommen werden, um schädlichen Lärm zu reduzieren. Das ist ein langfristiger Ansatz, der auf die jeweilige, spezifische Anwendung zugeschnitten wird. In manchen Fällen liegt der erste Schritt in der Änderung der Unternehmenskultur und darin, ein generelles Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen.“

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