In diesem Artikel
Das passende Wälzlagerfett samt Methode in 5 Schritten
Wälzlagerfette verhindern, dass die Metallflächen von Wälzlagern in direkten Kontakt miteinander geraten. Sowohl für das Funktionieren wie auch die Lebensdauer der Lager spielt dies eine wesentliche Rolle. Häufig ist es so, dass die meisten Anwendungen nach einer gewissen Zeit eine Nachschmierung benötigen. Der ursprüngliche Schmierstoff ist zwar noch vorhanden, jedoch kann er auf Dauer austrocknen. Das wiederum verringert die Wirkung des Schmierstoffs. Darum gilt: rechtzeitig nachschmieren. Wir erläutern, wie Sie das passende Wälzlagerfett finden und wie die richtige Auswahl stattfinden sollte.
Bestimmen Sie die Wälzlagerart
Um das geeignete Schmierfett zu finden, bestimmen Sie zunächst, welche Lagerart Sie einsetzen. Arbeiten Sie mit Gleitlagern oder Lagern mit Wälzkörpern (Kugeln, Rollen, usw.)? Ein Gleitlager ist PFTE-beschichtet und muss in der Regel nicht nachgeschmiert werden. Ein Rollenlager hingegen muss regelmäßig mit Fett oder Öl geschmiert werden.
Welcher Schmierstoff ist für welches Lager der Richtige? 5 Schritte:
- Bestimmen Sie die Art des Schmierstoffs
- Prüfen Sie die grundlegenden Anforderungen an den Schmierstoff
- Ermitteln Sie den erforderlichen Viskositätsindex-Wert des Grundöls im Schmierfett
- Wählen Sie den richtigen Verdicker aus
- Bestimmen Sie anschließend den passenden Schmierstoff
Schritt 1: Bestimmen Sie die Art des Schmierstoffs
Es gibt 3 Arten von Schmierstoffen für Lager:
- PTFE-Beschichtung
- Schmierfett: Welches Fett für Lager?
- Ölschmierung: Welches Öl für Lager?
PTFE-Beschichtung
Dies betrifft ausschließlich Gleitlager, da diese Art der Beschichtung lediglich bei der Herstellung aufgetragen wird. PFTE-beschichtete Lager können und müssen deshalb nicht extra geschmiert werden. Außerdem sind sie in den meisten Fällen wartungsarm.
Schmierfett: Welches Fett für Lager?
Abgedichtete und offene Lager müssen mit Fett geschmiert werden. Abgedichtete Lager, wie z. B. 2RS und ZZ, sind bereits vom Hersteller mit Fett befüllt. Im Prinzip benötigen sie keine Nachschmierung. Eine Ausnahme bilden Lagereinheiten. Diese können häufiger geschmiert werden, da sie in der Regel unter außergewöhnlichen Betriebsbedingungen eingesetzt werden: bei sehr hohen oder niedrigen Temperaturen und in feuchten oder stark verschmutzten Umgebungen. Offene Lager müssen Sie hingegen regelmäßig nachfetten. Sie werden ab Werk ohne Fettfüllung geliefert und müssen vor der Montage mit dem ausgewählten oder empfohlenen Schmierstoff gefüllt werden.
Ölschmierung: Welches Öl für Lager?
Öl wird häufig für Getriebe und Getriebeteile verwendet. Dabei eignet es sich ebenfalls für die Schmierung von Lagergehäusen unter extremen Bedingungen wie beispielsweise hohen Drehzahlen und hohen Temperaturen. In diesen Situationen empfiehlt es sich, die Lager mit Öl zu schmieren.
Schritt 2: Prüfen Sie die grundlegenden Anforderungen an den Schmierstoff
Schmierstoffe bestehen aus drei Substanzen. Gemeinsam ergeben sie ein wirkungsvolles, halbflüssiges Schmierfett, das für spezifische Anwendungen geeignet ist.
- Grundöl (70-90 %) – für eine wirkungsvolle Schmierung
- Verdickungsmittel (5-30 %) – für eine langanhaltende Nutzungsdauer
- Additive (1-5 %) – für spezifische Eigenschaften
Anforderungen an geeignete Schmierstoffe
Folgende Anforderungen gelten branchenübergreifend für jeden Schmierstoff:
- Hohe Lebensdauer des Öls - das spart Wartungskosten
- Zuverlässiger Schutz vor Verschleiß und Korrosion
- Erhalt der Systemeffizienz
Schritt 3: Ermitteln Sie den erforderlichen Viskositätsindex-Wert des Grundöls im Schmierfett
Der Viskositätsindex-Wert des Grundöls im Schmierfett gibt an, wie gut das Öl unter bestimmten Temperaturen, Drehzahlen und Belastungen funktioniert. Je höher der Wert, desto dickflüssiger und je niedriger der Wert, desto dünnflüssiger ist das Fett. Ein nicht geeigneter Viskositätsindex-Wert kann zu Reibung und/oder Überhitzung des Lagers führen.
Den passenden Viskositätsindex-Wert wählen
Bei einer höheren Temperatur muss der Viskositätsindex-Wert höher sein als bei einer niedrigen Temperatur
Bei einer höheren Belastung muss der Viskositätsindex-Wert höher sein als bei einer geringen Belastung
Bei einer höheren Drehzahl muss der Viskositätsindex-Wert niedriger sein als bei einer niedrigen Drehzahl
Bei einer hohen Drehzahl und niedrigen Temperatur muss der Viskositätsindex-Wert niedrig sein
Bei einer hohen Belastung und hohen Temperatur muss der Viskositätsindex-Wert hoch sein
Schritt 4: Wählen Sie den richtigen Verdicker aus
Schmierstoffe bestehen in der Regel aus einem Mineralöl und einem chemischen Verdickungsmittel, das auch als „Seifenskelett“ bezeichnet wird. Je nach Zusammensetzung eignet sich der Schmierstofftyp für bestimmte Betriebsbedingungen wie beispielsweise hohe oder niedrige Temperaturen, Drehzahlen und Belastungen. Lagerschmierstoffe lassen sich dabei in mehrere Typen unterteilen:
Lithium
fett
Natrium
fett
Kalk
fett
Misch
fett
|
Mineralöl
basis
Polyolester |
Silikonöl |
Tropfpunkt (°C) |
170-195
170-195
200-210
170-210
70-90
160-190
Geeignet für Temperaturen (°C) zwischen:
-20 |
-50 und 130 |
-50
und 160
-20 |
-20
und 60
-20 und 80 |
Drehzahl (zulässige Drehzahl des Lagers in %) |
70
100
60
70
40
70
Mechanische Stabilität |
Gut
Gut
Gut
Gut
Mäßig
Gut
Druckbeständigkeit
Aus |
Aus
reichend
Mäßig
Aus |
Mäßig
Unterschiedlich
Wasser
dichtigkeit
Gut
Gut
Gut
Schlecht
Gut
Mäßig bei Natrium-Mischung
Komplex
fett
|
Seifenfreies
Fett
Mineralölbasis |
Synthetikölbasis
Tropfpunkt (°C) |
180-300 |
über 230
über 230
Geeignet für Temperaturen (°C) zwischen
-20 und 130
-10 und 130
Unter 220
Drehzahl (zulässige Drehzahl des Lagers in Prozent) |
70
70
40-100
Mechanische Stabilität |
Gut
Gut
Gut
Druckbeständigkeit |
Unterschiedlich
Mäßig
Mäßig
Wasserdichtigkeit
Gut
Gut
Gut
Schritt 5: Bestimmen Sie den passenden Schmierstoff
Die nachstehende Tabelle bietet eine praktische Übersicht, der Sie entnehmen können, welcher SKF-Schmierstoff für die jeweiligen Betriebsbedingungen geeignet ist.
Bei mittleren Drehzahlen, mittleren Temperatur (50-100 °C) und mittlerer Belastung (C/P ~ 8) |
LGMT 2
Allgemeine Verwendungszwecke |
Bei mittleren Drehzahlen und Belastungen, aber relativ hoher Umgebungstemperatur |
LGMT 3
Allgemeine Verwendungszwecke |
Bei einer erwarteten kontinuierlichen Lagertemperatur von mehr als 100 °C |
LGHP 2
Hohe Temperatur
Bei einer erwarteten kontinuierlichen Lagertemperatur von mehr als 150 °C und wenn Strahlungsbeständigkeit erforderlich ist |
LGET 2
Extrem hohe Temperatur
Bei einer niedrigen Umgebungstemperatur von -50 °C und einer erwarteten Lagertemperatur von mehr als 50 °C |
LGLT 2
Niedrige Temperatur
Bei Stoßbelastung, hoher Belastung und regelmäßigem Ein- und Ausschalten |
LGEP 2
Hohe Belastung
In der Lebensmittelindustrie |
LGFP 2
Lebensmittel
Wenn biologische Abbaubarkeit und eine niedrige Toxizität gefordert werden |
LGGB 2
Biologisch abbaubar
Verwendung des „Open Tool“ von SKF
Extra Tipp: Das „Open Tool“ von SKF ist für die Bestimmung des passenden Schmierstoffs eine praktische Hilfe. Auch unsere Ingenieure verwenden dieses Tool gelegentlich. Geben Sie die Daten ein, um herauszufinden, welchen SKF-Schmierstoff Sie benötigen.
Methoden für die Lagerschmierung
Es gibt zwei Methoden zum Schmieren oder Füllen von Lagern: manuell oder automatisch.
Die manuelle Schmierung kann vor Ort mit einem Hilfswerkzeug vorgenommen werden (Akku-Fettpistole/ -Fettpresse, Fettpumpe oder Schmierstofffüller).
Die automatische Schmierung kann entweder mit einem gebrauchsfertigen System (automatisches Einpunktschmiersystem oder automatisches Mehrpunktschmiersystem) oder einem kundenspezifischen System erfolgen.
Welche Schmiermethode passt zu welcher Anwendung?
Meistens wird die manuelle Schmierung eingesetzt. Gibt es mehrere Schmierpunkte oder handelt es sich um eine komplexe Schmierung? Dann empfiehlt sich die automatische Schmierung. Aufgrund ihrer höheren Betriebssicherheit ist sie in diesem Fall vorzuziehen. Bei besonderen Anwendungen oder Industriezweigen ist dagegen eine spezifische Methode meistens die bessere Lösung. Die nachstehende Tabelle zeigt die Anwendung und Industrie in Kombination mit der von uns empfohlenen Schmiermethode.
Anwendung/ Industrie
Schmiermethode
Maschinen mit offenen Lagern
Manuelle Schmierung mit einer Akku-Fettpumpe/Fettpistole |
Maschinen mit zahlreichen Lagern
Manuelle Schmierung in einer sauberen Umgebung |
Miniaturlager oder Instrumentenlager
Manuelle Schmierung in einer sauberen Umgebung |
Maschinen mit schwer zugänglichen Schmierpunkten (z. B. Pumpen, Elektromotoren, Ventilatoren, Lüfter, Förderbänder und Ketten). |
Automatische Schmierung |
Industriezweige mit sehr vielen Schmierpunkten, die möglicherweise auch verschiedene Schmierfrequenzen und Fett benötigen |
Automatische Schmierung |
Maschinen mit Schmierpunkten, die sich hinter Überrollkäfigen befinden |
Automatische Schmierung |
Maschinen mit Schmierpunkten, die sich hinter Überrollkäfigen befinden |
Automatische Schmierung |
Berechnung der Schmierfettmenge für Ihr Lager
Wie viel Schmierfett benötigt Ihr Lager? Sie gibt das Volumen des Schmierfetts im Verhältnis zum freien Innenraum des Lagers an. Muss das gesamte Lager mit Fett gefüllt werden? Dann beträgt der Prozentsatz 100 %. Der Lagerhersteller gibt den Standardprozentsatz für den jeweiligen Lagertyp an. Meistens sind es zwischen 20% und 40 %. Die Drehzahl des Lagers entscheidet über die Höhe des Prozentsatzes. Bei einer Drehzahl von weniger als 50 % der zulässigen Drehzahl empfehlen wir einen Schmierstoffanteil von 50 bis 65 %. Bei einer Drehzahl von über 50 % der zulässigen Drehzahl empfehlen wir einen Schmierstoffanteil von 30 bis 50 %.
Wichtig: Schmieren Sie die Lager zum richtigen Zeitpunkt
Warten Sie mit der Schmierung der Lager nicht zu lange. Dies spielt für die optimale Lebensdauer eine wesentliche Rolle. Denn durch eine regelmäßige Schmierung wird auch das Verschmutzungs- und Mängelrisiko verringert. Die Frage ist aber: Was bedeutet rechtzeitig? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Folgende Aspekte spielen dabei eine Rolle:
- Die Temperatur des Lagers während des Maschinenbetriebs
- Die tägliche Anzahl der Betriebsstunden der Maschine
- Die Größe des Lagers
- Die Drehzahl des Lagers
Informationen anfordern
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